Grußwort des Künstlers Gunter Demnig

Zur offiziellen Übergabe und Einweihung der Stolpersteine in Hünfeld im September 2010  wurde der Künstler Gunter Demnig um ein Grußwort gebeten, das bei der Veranstaltung in der Töpferstraße verlesen wurde. Der Künstler sagt darin über sein preisgekröntes Projekt:

KEIN GRUND ZUR FREUDE ?

Der Hintergrund des Projektes STOLPERSTEINE ist eigentlich kein Grund zur Freude - dennoch: Ich freue mich über jeden Ort, der dazu kommt und in dem auch STOLPERSTEINE verlegt werden sollen.

Freude auch darüber, dass ich dieses Projekt wirklich realisiert habe. Anfangs war es für mich ein konzeptuelles Kunstwerk - für den Aktenordner - vielleicht eine Publikation.

Der Pfarrer Kurt Pick (Antoniter-Gemeinde in Köln) sagte dann mal zu mir: "Na ja, Steine für die Millionen ermordeter Menschen wirst Du nie schaffen; aber man kann ja klein anfangen."

Inzwischen (Mitte März 2010) sind mehr als 23.ooo STOLPERSTEINE verlegt!

Ober-Ramstadt war die 535. Kommune in Deutschland. Es liegen Steine in Austria, Ungarn, Ukraine, Tschechien, Polen, Holland, Belgien, Rom - und im Spätsommer werden Kopenhagen und Oslo dazu kommen.  

Als Bildhauer ist für mich jeder einzelne Stein ein kleines Kunstwerk, individuell für einen Menschen; alle fertig verlegten Steine bilden ein großes dezentrales Kunst-Denkmal. Aber zusammen genommen ist es eine SOZIALE SCULPTUR geworden.

Gerade Jugendliche sind interessiert und wollen wissen: Wie konnte das im ’Land der Dichter und Denker’ passieren und: So etwas darf nie wieder geschehen!

Aus aller Welt reisen Angehörige zur Verlegung an. Da ist natürlich erst einmal die Trauer um die Opfer, aber dann doch Freude über die Anteilnahme und diese kleine Möglichkeit der Erinnerung, obwohl es keine Grabsteine sein können.

Eine Definition der STOLPERSTEINE von einem Hauptschüler:

"Man fällt ja nicht hin.

MAN STOLPERT MIT DEM KOPF UND MIT DEM HERZEN."

GUNTER DEMNIG

Richard-Wagner-Str. 16

D-5o674 Köln, Neustadt-Süd

Ober-Ramstadt im März 2010

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