Familie Abraham Strauß II

Schloßstr. 9/ heute Nr. 7

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Der Handelsmann Abraham Strauß II (*1885), der älteste Sohn von Julius (Joel) Strauß und Sophie geb. Rothschild, stammte aus Rothenkirchen. Kurz vor der Auflösung der dortigen Synagogengemeinde war er mit seinen Eltern und den jüngeren Geschwistern im Frühjahr 1906 nach Burghaun gekommen.


Hier starb Vater Julius Strauß im Jahr 1920, seine Frau Sophie überlebte ihn um viele Jahre. Sie starb 1936 im Alter von 79 Jahren sehr wahrscheinlich in Hünfeld. Nach aktueller Auskunft von Julian Rosenstock, eines noch lebenden Enkels, soll Sophie Strauß als Witwe ihre letzte Lebenszeit bei ihrer Tochter Ida Kaufherr und ihrem Sohn Salomon zugebracht haben. Die Geschwister betrieben gemeinsam in Hünfeld am Niedertor eine Metzgerei.  

Haus Strauß II in der Schloßstraße
Haus Strauß II in der Schloßstraße

Sophie Strauß mit Familienangehörigen um 1932
Sophie Strauß mit Familienangehörigen um 1932
Sophie Strauß um 1932 (1)
Sophie Strauß um 1932 (1)

Am 11.2.1927 starb Abraham Strauß „in der Hälfte seiner Jahre“ und ließ seine Frau mit den drei kleinen Kindern zurück. In der Inschrift seines Grabsteins auf dem hiesigen jüdischen Friedhof heißt es: „Hier ruht ein redlicher Mann, lauter in allen seinen Eigenschaften. Er fürchtete Gott und hatte großen Gefallen an seinen Geboten. Frieden verfolgte er bis zu seinem Ende und leitete die Kinder seiner Gemeinde zu Rechtschaffenheit an..." Offenbar ist er Synagogenältester in Burghaun gewesen, wie schon sein Vater vor ihm.

Abraham Strauß heiratete 1913 in Wehrda die junge Jenny Katz (*21.6.1888), gebürtig von Rhina. Jenny und Abraham Strauß bekamen drei Kinder:

         Julius geb. 1922

         Frieda geb. 1925

         Rosa geb. 1926

 

Frau Jenny wird es nach dem frühen Tod ihres Mannes mit den kleinen Kindern nicht leicht gehabt haben. Um die Mittel für den Lebensunterhalt etwas aufzubessern, betrieb sie einen bescheidenen Handel mit Textilien wie Unterwäsche, Strümpfe und Kurzwaren.

Julius mit seinen Schwestern Frieda und Rosa um 1934
Julius mit seinen Schwestern Frieda und Rosa um 1934

"Meine Mutter kaufte manchmal etwas bei ihr", berichtete Minna Piske, die 1936 in der Querstraße im früheren Haus Adler wohnte.

Es wurde berichtet, dass die Witwe Jenny Strauß mit ihren Kindern in der Nazizeit sehr unter dem Fenstereinschlagen zu leiden hatte. Bauer Kaufmann gegenüber habe immer wieder Steinewerfer vertrieben und versucht, die Familie zu schützen, bis sie etwa 1938/1939 nach Frankfurt floh. Sohn Julius muss Burghaun schon vor 1936 verlassen haben. Vermutlich absolvierte er in Frankfurt eine Schul- oder Berufsausbildung oder besuchte eine religiöse Lehranstalt. Jedenfalls begegnet uns seine Spur 1941 wieder in den Deportationslisten der Frankfurter Juden.

Zu der Zeit lebte Frau Jenny Strauß mit ihren Kindern Julius und Rosa, auch Rosi genannt, im Sandweg Nr. 7. In diesem Haus war etwa im August 1940 ein Kinderheim eingerichtet worden, vielleicht hat Jenny Strauß dort gearbeitet. Friedas letzte Adresse ist mit Fischerfeldstraße 13 angegeben. Hier befand sich die „Anlernwerkstätte“, ein jüdisches Ausbildungszentrum mit Internat. Wahrscheinlich war sie hier Schülerin oder Lehrling, bis die Einrichtung im Juni 1941 geschlossen werden musste.

 

Am 8. November 1941 erhielt die Familie Strauß eine Benachrichtigung durch die Frankfurter Gestapo über ihre bevorstehende Deportation -ohne Angabe des Zielortes. Drei Tage später, am 11. November, wurde Jenny Strauß mit ihren Kindern Julius, Frieda und Rosa  von der Polizei zur Sammelstelle in die Markthalle geführt und nach schikanösen Abfertigungsprozeduren am nächsten Tag in einen Zug der Reichsbahn gesetzt. Nach sechs Tagen Fahrt kamen sie halb verdurstet in dem mörderischen Ghetto Minsk in Weißrussland an. Alle vier kamen sie dort ums Leben.

 

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Anmerkung:

1)  Das Gebäude links von Frau Strauß ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die rechte Seitenfront der Hünfelder Synagoge - und damit bisher das einzige Bild mit dem jüdischen Gotteshaus in der früheren Kreisstadt. Das Haus Kaufherr/Strauß, wo Frau Strauß zuletzt lebte, befand sich nämlich unmittelbar rechts von der Synagoge. 

 

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